Falls es dich interessiert, darfst du es gerne durchlesen. Die Trauung wird in einem Mix aus Deutsch und Russisch geführt. Der Ritus des Ehesakramentes besteht aus zwei Teilen: der Verlobung und der Ehekrönung.
Teil 1: Die Verlobung
Die Verlobung stellt die Vereinbarung zwischen Bräutigam und Braut über die zukünftige Ehe dar. Als Zeichen dieser Vereinbarung gilt die gegenseitige Übergabe der Ringe (Verlobungsringe). Nach der Verlobung gelten die jungen Leute noch nicht als Mann und Frau. Die Brautleute stehen zu Beginn im Vorraum (Narthex). Auf der rechten Seite des Altartisches liegen zwei Ringe. Der Priester bekreuzigt im Vorraum dreimal die Häupter der Brautleute und gibt ihnen brennende Kerzen, führt sie in das Kirchenschiff und räuchert mit dem Weihrauchfass kreuzförmig. Aus dem Altar werden die Verlobungsringe gebracht, mit denen der Priester dreimal in Kreuzesform Bräutigam und Braut segnet.
Teil 2: Die Ehekrönung
Nach dem Verlobungsritus gehen Bräutigam und Braut unmittelbar hinter dem Priester in die Mitte der Kirche, wo ein weißes Leinentuch als Zeichen der Aufrichtigkeit und Reinheit der Gefühle des Bräutigams und der Braut ausgebreitet wird. Mit dem Ausruf des Priesters „Gesegnet das Königtum des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, jetzt und immerdar und in die Ewigkeit der Ewigkeit“ beginnt das eigentliche Sakrament der Ehekrönung.
Der Priester befragt den Bräutigam darüber, ob es sein frei gefasster Wunsch ist, die Ehe einzugehen: „Hast du (Name) die gute und frei gefasste Absicht, diese Frau (Name), die du vor dir stehen siehst, zur Ehefrau zu nehmen?“ Der Bräutigam antwortet: „Ja, ehrwürdiger Vater“. Der Priester fährt fort: „Hast du dich keiner anderen Braut versprochen?“ Der Bräutigam antwortet: „Nein, ehrwürdiger Vater“. Der gleiche Dialog findet auch zwischen Priester und Braut statt. Die Antworten des Bräutigams und der Braut bestätigen vor Gott und der Kirche die Freiwilligkeit und die Unumstößlichkeit ihrer Absichten. Im Anschluss kommt der entscheidende Moment des Sakramentes, wenn der Priester den Bund der Ehe im Namen der Allheiligen Dreiheit segnet.
Der Priester bringt die Krone, wendet sich an den Bräutigam und spricht: „Gekrönt wird der Knecht Gottes N. und die Magd Gottes N. im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Bei diesen Worten macht der Priester mit einer Krone das Kreuzzeichen über dem Bräutigam, gleichzeitig bekreuzigt sich der Bräutigam und küsst an der Krone die Ikone des Erlösers. Der Priester setzt die Krone auf das Haupt des Bräutigams. Ebenso wird die Braut gekrönt. Danach wendet sich der Priester zum Altar und ruft dreimal aus: „O Herr, unser Gott, mit Herrlichkeit und Ehre kröne sie“. Diese Worte gelten als die wichtigsten in dieser Weihehandlung: denn durch diese ergießt sich der göttliche Segen auf die Ehe. Nach diesen Worten werden die Texte aus der Heiligen Schrift gelesen: der Brief des Apostels Paulus und das Evangelium nach Johannes.
Nach der Lesung aus der Heiligen Schrift wird ein Kelch mit Wein gesegnet. Der Kelch ist das Symbol für das gemeinsame Leben des Bräutigams und der Braut, des Mannes und der Frau, einschließlich ihrer Freude und ihres Leides. Aber wie der Kelch das Gemeinsame bedeutet, so soll auch das Leben in der Ehe das gemeinsame Erleben von Freude und Leid sein. Der Priester spricht ein Gebet, segnet den Kelch und reicht ihn nacheinander dem Bräutigam und der Braut, die aus ihm je dreimal trinken.
Nach dem gemeinsamen Kelch legt der Priester die rechten Hände des Bräutigams und der Braut übereinander, bedeckt sie mit dem Epitrachilion (einem Teil des Priestergewands) und geht dreimal um das Analogion (Stehpult, auf dem das Kreuz und das Evangelium liegen) herum zum Zeichen der geistigen Freude und der Ewigkeit der Ehe als einer geistigen Union.
Dieses ist die erste Handlung, welche die Ehepartner gemeinsam ausführen. Während dieser feierlichen Prozession werden die kirchlichen Tropare gesungen, zur Erinnerung daran, dass das Leben in der Familie ein Leben des gegenseitigen Vertrauens ist, das Geduld, Demut und die Fähigkeit erfordert, Leid und Versuchungen zu überstehen. Um ihre Liebe müssen die Partner ringen. Und dieser Kampf besteht vor allem in der Überwindung des eigenen Egoismus, um hierdurch zu lernen, sich selbst zugunsten des Geliebten aufzuopfern und um so aufzuhören, nur für sich selbst zu leben. Darauf müssen sich die jungen Leute vor der Hochzeit einstimmen. Das Sakrament wird beendet mit der Anrufung des Herrn Jesus Christus, mit Gebeten an Seine Allreine Gottesmutter und an alle Heiligen, mit der Bitte um Gewährung seiner Gnade und Erlösung für die in den Ehestand getretenen Eheleute.
Nach einhelligem Brauch führt man die Neuvermählten zu den königlichen Türen, wo der Priester ihnen das Kreuz zum Küssen reicht und ihnen zwei Ikonen übergibt: dem Bräutigam ein Bild des Erlösers, der Braut ein Bild der Allheiligen Gottesgebärerin. (In unserem Fall ist es nur eine Ikone, die aber beide Teile beinhaltet)
Alle beglückwünschen die jungen Leute zu diesem erfreulichen Ereignis und dieser großen Feier. Gott hat sie nicht nur für das Leben hier auf Erden sondern auch für das in der Ewigkeit verbunden. Auf dieses sollen sie sich gemeinsam vorbereiten, zusammen mit ihren zukünftigen Kindern. „Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen“ (Mk 10,9).